Wandern ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern entwickelt sich immer mehr zu einer Sportart für Alt und Jung. Der Grund ist unter anderem, dass man immer und überall wandern kann, die Ausrüstung nicht zu sehr ins Geld geht und zugleich ist die Anstrengung ideal für Alt und Jung einteilbar. Spannend ist das Thema der Muskelbeanspruchung beim Alpinwandern.
Bergwandern ist eine fantastische Sportart, denn fast alle Muskeln im Körper werden beansprucht. Es ist nicht einseitig, weder in der Belastung (wie Laufen oder Rennen) noch in Bezug auf den Muskelschwerpunkt (wie Gewichtstraining), sondern fordert ganzheitlichen physischen Einsatz. Beim Wandern werden in erster Linie die Beinmuskeln beansprucht, hierzu zählen die Wadenmuskeln, die Muskeln der Oberschenkel sowie die Gesäßmuskeln. Hinzu kommen weitere Muskeln im Schulter- und Armbereich, wenn zum Beispiel mit Stöcken gearbeitet wird. Die angesprochenen Muskelgruppen werden erweitert, wenn zum Beispiel nicht nur auf geraden Strecken gewandert wird. Unebener Untergrund, kleine Steinchen, Feldwege, größere Hügel und sogar die Spuren eines Traktors können verschiedene Muskelgruppen beim Wandern ansprechen. So wird zum Beispiel bei Bergwanderungen, bei denen es hoch und runter geht, die Rückenmuskulatur besser beansprucht als beim Wandern in der Ebene.
Der Alpinsport ist einzigartig was die Muskelaktivität angeht. Es ist so, dass die Muskelaktivität in verschiedene Phasen aufgeteilt wird. Die konzentrische Phase, in welcher der Muskel eine Belastung eingeht und sich zusammenzieht, die statische Phase, in welcher der Muskel ein Gewicht hält und die exzentrische Phase, in welcher der Muskel sich wieder verlängert und das Gewicht abgibt. Mountainbiking, Bergwandern, Skifahren und viele weitere Bergsportarten weisen eine Besonderheit auf: Die Belastung auf die Hauptmuskulatur ist sehr ausgeglichen, also sowohl konzentrisch als auch exzentrisch geprägt. So verhält sich die Muskelbeanspruchung ganz anders als bei den meisten Sportarten in der Ebene, welche stark auf konzentrisches Training ausgelegt sind. So wird beispielsweise die Beinmuskulatur beim Bergaufwandern hauptsächlich konzentrisch belastet und beim Bergabwandern fast ausschließlich exzentrisch. Beim Hochwandern zieht sich die Muskulatur zusammen um die Schwerkraft zu überwinden und beim Herunterwandern muss der Muskel als Bremse agieren und der Schwerkraft entgegenwirken, indem er sich verlängert. Ähnlich verhält es sich bei anderen Alpinsportarten. Diese kombinierte Belastung zeichnet den Bergsport, und im speziellen auch das Wandern, als sehr gesunde und ausgeglichene Sportart hinsichtlich der Muskelbelastung aus.
Referenzen & Quellen: Berghold, Franz, et al. (2015): Alpin- und Höhenmedizin, Wien: Springer-Verlag.