Abends am Berg unter den Sternen im Freien einschlafen und in der Früh den Sonnenaufgang direkt vom “Bett” aus genießen – traumhaft! Aber ist das eigentlich erlaubt – Biwakieren oder Zelten auf’m Berg?
Vom Alpentraum zum Alptraum
Eine spannende Frage ist das, mit dem Übernachten am Berg. Eine, die nicht ganz einfach zu beantworten ist. Umso kontroverser wird es zukünftig, wenn immer mehr Umweltschweine die Bergsteigergebote missachten und ein negatives Licht auf das alpine Zelten & Biwakieren werfen. Anwohner in Hinterstein, ein Ort im Oberallgäu, sollen schon einmal von einem Wohnwagenfahrer gefragt worden sein, wo es denn zum “Campingplatz Schrecksee” geht. Er-Schreckend, wenn man bedenkt, dass der Schrecksee ein Bergsee im Naturschutzgebiet der deutschen Alpen ist. Durchaus übel, wie es mittlerweile im Sommer im Schutzgebiet Schrecksee (1813m) abgeht: Zelte soweit das Auge reicht, Party mit Lagerfeuer dank Zaunpfählen des Alphirtens (!), hinterlassene Müllberge.
Was unterscheidet biwakieren von Zelten?
Beim Zelten hat man ein Zelt. Beim Biwakieren einen Biwaksack – zumindest dann, wenn man sich eine dieser teuren “Plastiktüten” geleistet hat. Der Biwaksack ist leicht, winddicht, wasserfest und in der Regel atmungsaktiv. Wie eine Art Hülle für Matte und Schlafsack. Der Kopfbereich des Biwaks hat, je nach Modell, eine angebrachte Schnur/Gestänge, welche es erlaubt, den Sack bei Regen komplett zu schließen, ohne, dass er einem direkt im Gesicht liegt. Das Biwak ist um einiges unaufdringlicher und zudem leichter als die meisten Zelte.
Ob man nun mit einem leichten Zelt oder einem Biwaksack unterwegs ist, ist oftmals bezüglich der geltenden Regelungen zweitrangig. Gesetzlich gesehen geht es um die Absicht, also um den Vorsatz im Gebirge zu übernachten. Trotzdem muss man erwähnen, dass das vorsätzliche Biwakieren eher mal geduldet wird als das vorsätzliche Übernachten mit Zelt.
Alpines Biwakieren im Gebirge
Um es klarzustellen: Ich biwakiere gerne im Gebirge und werde auch weiterhin rücksichtsvoll und mit Respekt zur Natur im freien biwakieren, soweit es gestattet ist. Wo wir gerade beim Thema sind: Wie steht es nun um das alpine Biwakieren und Zelten – darf man das?
Wo ist biwakieren im Gebirge erlaubt?
Das unterscheidet sich sehr – es kommt darauf an, in welchem Land, welcher Region und in welchem Bundesland du dich befindest. Von Notbiwakieren ist hier nicht die Rede, das ist natürlich generell in Ordnung. Einige Regionen tolerieren das Biwakieren, teilweise kann es jedoch auch hohe Geldstrafen geben. Daher sollte man sich am besten vor einer Tour genauer informieren, in welchem Gebiet man sich befindet und welche speziellen Regelungen hier gelten. Ich habe hier ein paar Informationen zusammengefasst:
Deutschland (Oberhalb der Baumgrenzen):
- Naturschutzgebiet Allgäuer Alpen: Es ist verboten “zu Zelten oder außerhalb felsiger oder felsnaher Bereiche zu biwakieren”. Hier ist also ausschließlich das Notbiwakieren offiziell erlaubt.
- Außerhalb des Naturschutzgebietes ist das Outdoor-Übernachten in einem Biwak nicht explizit verboten – Zelten jedoch vereinzelt schon.
Österreich (Oberhalb der Baumgrenzen):
- Österreichs alpines Ödland: Oftmals ist das Biwakieren erlaubt bzw. wird toleriert – im besten Fall sieht man sich die genauen Regelungen nach Bundesland und Region an.
Schweiz (Oberhalb der Baumgrenzen):
- Schweizer Berge: Das Biwakieren oberhalb der Baumgrenze wird toleriert. Achtung: Schutzgebiete und anders gekennzeichnete Regionen sind hiervon ausgeschlossen.
Wie du siehst, gibt es selbst in den einzelnen Ländern Ausnahmen und keine gesamtwirksamen Regelungen. Generell empfiehlt es sich beim Biwakieren & Zelten im Gebirge, dass man einen abgelegenen Ort findet, sich unauffällig verhält und nichts zurücklässt. Biologisch abbaubare Hygieneprodukte (Seife, Zahnpasta, etc.) sind ein absolutes Muss.
Wenn du deine Outdoor-Übernachtungsbergtour informiert und mit Bedacht angehst, gerätst du auch in keine Schwierigkeiten und kommst bestimmt mit grandiosen Erinnerungen zurück.